Bis zum Bau des Lötschbergtunnels war Goppenstein ein Maiensäss mit Wiesen und ein paar wenigen Häusern. Am Fusse des Roten Berg standen neben der Kapelle die Gebäude des Bergwerks. Ohne die Eisenbahn sähe es auch heute wohl nicht viel anders aus. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde mit dem Bau der Lötschbergstrecke begonnen. Das Hauptbauwerk ist der rund 14 Kilometer lange Lötschbergtunnel dessen Südportal in Goppenstein zu liegen kam. Ab Goppenstein führt die Lötschberg-Bergstrecke auf der linken Seite der Lonza durch Tunnel und Galerien nach Hohtenn und entlang der Südrampe bis Brig.
Da die Lötschbergstrecke das zentrale Wallis links liegen lässt, kamen schon während dem Bau verschiedene Ideen auf, wie man das Zentral- und Unterwallis an die wichtige Transitachse anschliessen könnte, ohne den Umweg via Brig zu machen. Ein Konsortium aus Sierre wollte Goppenstein mit einer normalspurigen Eisenbahnstrecke ab Sierre entlang der Nordhänge des Rhonetals und der rechten Seite der Lonza erschliessen. Weiter wurde eine Konzession erteilt, eine Zahnradbahn vom Bahnhof Gampel-Steg an der Rhonetalstrecke nach Hohtenn zu erstellen. Um die Touristen ins bisher abgeschiedene Lötschental zu transportieren beantragte ein Konsortium eine Konzession zum Bau und Betrieb einer schmalspurigen Bahn von Goppenstein bis Blatten. Wie wir heute wissen, wurde keine dieser Bahnstrecken gebaut.
Um die Kapazität der Lötschbergstrecke zu erhöhen, wurde 1977 mit dem Ausbau der Strecke auf Doppelspur begonnen. Zwischen Goppenstein und Hohtenn war das nicht so einfach möglich, weshalb dort ein neuer Tunnel gebaut wurde, der Mittaltunnel II. Dieser wurde 1990 fertiggestellt und so konnte 1992 die durchgehende Doppelspur 1992 eingeweiht werden.
Auch nach dem Doppelspur-Ausbau war es nicht lange ruhig in Goppenstein. Im Juni 1996 fuhren erneut schwere Maschinen in Goppenstein auf. Südlich des Bahnhofs wurde mit dem Bau des Fensterstollen Ferden begonnen. Bis 2001 grub man sich hier immer tiefer, bis man schliesslich das Niveau des neuen Lötschberg-Basistunnels erreichte. Von dort begannen dann schliesslich die Ausbrucharbeiten für die zwei Tunnelröhren. Die Arbeiten im Fensterstollen Ferden konnten 2006 abgeschlossen und die benötigen Anlagen rückgebaut werden. Seit 2007 fahren nun, tief unter Goppenstein, die Züge mit 200km/h durch den neuen Tunnel.
Die untenstehende Karte gibt einen Überblick über die verschiedenen gebauten und geplanten Bahnlinien. Detaillierte Informationen zu den verschiedenen Strecken gibt es weiter unten und in den dort verlinkten Unterkapitel.
Lötschberg Bergstrecke
Um die Simplonlinie an den Rest der Schweiz anzuschliessen wurden verschiedene Varianten einer Alpenquerenden Verbindung ausgearbeitet. Schlussendlich entschied man sich für eine der Varianten von Wilhelm Teuscher. Im Oktober 1906 wurde mit dem Bau des Lötschbergtunnels begonnen. Im Barackendorf rund um die Baustelle wohnten während dem Bau teilweise bis zu 3500 Personen.
Nach einem Lawinenniedergang auf Goppenstein mit 23 Toten, sowie einem Wassereinbruch unter dem Gasterntal erfolgte am 31. März 1911 der Durchschlag. Die zu beginn nur einspurig ausgebaute Strecke von Brig nach Frutigen wurde schliesslich am 19. Juni 1913 eröffnet.
Um die Kapazität der Transitstrecken zu erhöhen beschloss man, am Gotthard einen Basistunnel zu bauen und die Lötschberglinie doppelspurig auszubauen. Erste Arbeiten zum Ausbau wurden 1977 aufgenommen. Sämtliche Tunnel waren für einen allfälligen Doppelspurausbau vorbereitet und mussten nur noch komplett ausgebrochen werden. Auf den übrigen Abschnitten wurden diverse Stütz- und Lehnbauten erstellt. Zudem mussten sämtliche Brücken ausgebaut werden. Auf der Strecke zwischen Goppenstein und Hohtenn konnte die Doppelspur wegen dem dichten Verkehr nicht wie ursprüngliche geplant entlang der bisherigen Linie erstellt werden. Man entschied sich schliesslich für den Bau des 3 298 m langen Mittaltunnel II. Mit dessen Bau wurde 1984 begonnen. 1988 wurde dieser durchschlagen und 1990 eröffnet. Nach dem Abschluss aller Arbeiten wurde die durchgehende Doppelspur am 8. Mai 1992 offiziell eingeweiht.
Ab 1994 wurde der Scheiteltunnel für den Transport von Container mit 4 Meter Eckhöhe ausgebaut. Dafür wurde ein Gleis um 10 bis 15 Zentimeter abgesenkt. Die Arbeiten wurden 1997 abgeschlossen. Ab August 2018 werden die in die Jahre gekommenen Gleise im Tunnel durch eine sogenannte feste Fahrbahn – die Schienen werden hier auf in Beton gegossene Schwellen geschraubt – ersetzt.
Lötschberg Basistunnel
1986 begannen die Planungen für eine neue Alpentransversale um die verkehrspolitische Bedeutung der Schweiz zu wahren und die Strassen vom Güterverkehr zu entlasten. Wie bereits fast 100 Jahre zuvor wurden verschiedene Varianten ausgearbeitet. 1992 nahm das Schweizer Stimmvolk die NEAT an. 1993 wurde die BLS AlpTransit gegründet, die den Lötschberg-Basistunnel bauen soll. Mit den Fensterstollen Mitholz und Ferden (Goppenstein) soll der Bau des Tunnels schneller vorankommen. Im Juni 1996 begannen die Vorarbeiten für den Fensterstollen Ferden. In Goppenstein entstand erneut ein Barackendorf.
2001 erreichte man endlich das Niveau des Basistunnels. Von dort begannen nun die Hauptarbeiten an den 2 Tunnelröhren. Das Ausbruchmaterial wurde über Förderbänder nach Goppenstein transportiert und von dort mit Zügen abtransportiert. Ein grosser Teil des Ausbruchsmaterials wurde zu Zement verarbeitet und wieder in den Tunnel geführt. Für den Materialumschlag errichtete man in Goppenstein eine grosse, zweigleisige Halle. Die Ausbrucharbeiten dauerten bis 2005. Anschliessend folgte der komplette Ausbau und die Bahntechnische Ausrüstung. 2006 wurden schliesslich die Arbeiten am Fensterstollen beendet und das Barackendorf sowie die Verladehalle abgebaut. Die ganze Fläche wurde renaturiert. Heute ist nur noch das Portal des Fensterstollens sichtbar, durch welchen in einem Störungsfall Busse in den Basistunnel fahren um Fahrgäste zu evakuieren.
Normalspurbahn Sierre – Goppenstein
Mit dem Bau der Lötschberglinie wurde das Oberwallis an das Berner Oberland angeschlossen. Für Reisende aus dem Unterwallis brachte die neue Linie jedoch keine Verbesserung. Sie mussten entweder den Umweg via Lausanne oder Brig nehmen. Um das Unterwallis an die Lötschberglinie anzuschliessen wollte man eine Eisenbahnstrecke von Sierre nach Goppenstein bauen. Es wäre quasi das Gegenstück der heutigen Südrampe geworden. Gebaut wurde die Strecke nie. Die Strecke bot zu wenig Vorteile, weshalb nur mit wenig Reisenden gerechnet wurde. So wollte wohl niemand in diese Strecke investieren.
Schmalspurbahn Goppenstein – Blatten
Nach der Fertigstellung des Lötschberg Scheiteltunnels waren das Wallis und Oberitalien zwar direkt mit dem Kanton Bern verbunden, das Lötschental wurde jedoch aus gelassen. Um das bisher nur über einen schmalen Saumweg erreichbare Lötschental touristisch besser zu erschliessen, wurde mit den Planungen für eine Bahnstrecke von Goppenstein nach Blatten begonnen. Aus Geldmangel wurde die Strecke jedoch nie gebaut.
Zahnradbahn Gampel-Steg – Hohtenn
Noch bevor mit dem Bau der Lötschberglinie begonnen wurde, begannen die Planungen für eine schmalspurige Bahnlinie vom Bahnhof Gampel-Steg zum geplanten Bahnhof Hohtenn. Damals war für die Lötschbergbahn noch eine andere Linienführung geplant, bei welcher der Bahnhof Hohtenn ca. 200m tiefer zu liegen gekommen wäre. Die Schmalspurbahn sollte die Reisezeit vom Unterwallis in Richtung Bern verkürzen, da der Umweg über Brig wegfallen würde.