Der Umgang mit Naturgefahren war schon immer ein Teil von Goppenstein. Immer wieder lösten sich massive Felsstürze und Lawinen und bedrohten die Bevölkerung. Erst mit dem Bau des Lötschbergtunnels anfangs des 20. Jahrhunderts beschäftige man sich aber damit, wie man diese Naturgefahren bannen und kontrollieren könnte. Zum Schutz der Bahnstrecke und der Strasse entstanden eine grosse Anzahl an Schutzbauten bis in eine Höhe von 2600 Meter über Meer. Die untenstehende Karte bietet einen Überblick über die bekannten Lawinenzüge und Steinschlaggebiete und zeigt die wichtigsten Schutzbauten.

Steinschlag

In der ganzen Region um Goppenstein findet man Spuren von Felsstürzen. Immer wieder lösen sich in den zerklüfteten Felswänden der Lonzschlucht grosse Felsbrocken und donnern ins Tal. Dabei gibt es auch immer wieder Schäden an Gebäuden und Wegen. Besonders im Bereich des Roten Berg gibt es immer wieder kleiner Abbrüche. Dies liegt am dortigen Gestein, welches sehr brüchig ist. In den letzten Jahren haben die Steinschläge in diesem Bereich zugenommen, weshalb die Sicherungen verstärkt werden mussten. Grosse Stahlnetzte schützen nun Strasse, Bahn und Gebäude.

Felsstürze sind jedoch schwer voraus zu sagen und können sich jederzeit an ungeahnten Stellen ereignen. Am 8. Dezember 2007 lösten sich am Roten Zahn rund 2000 m3 Gestein. Riesige Felsbrocken landeten dort, wo noch vor ein paar Monaten die Unterkünfte der Bauarbeiter für den Basistunnel waren. Bahnlinie und Kantonsstrasse wurden nur knapp verfehlt. In der Folge wurden im Bereich des Zugangs zum Baistunnel ein Schutzdamm aufgeschüttet und Steinschlagnetze montiert.

Lawinen

Goppenstein liegt in einem Tal auf 1216 Meter über Meer, umgeben von fast 3000 Meter hohen Gipfeln. Diese geografische Lage in den Alpen macht Goppenstein anfällig für Lawinen. Diese sind deshalb auch die grösste Gefahr. Alleine rund um den Bahnhof gibt es 9 Lawinenzüge. Darunter befindet sich auch die Rotlaui-Lawine. Mit ihrem riesigen Einzugsgebiet eine der grössten Lawinen der Schweiz. Gleich vis-à-vis liegt der Lawinenzug der Meiggbach-Lawine, welche alle paar Jahre den Lonza-Kanal auffüllt und auch schon die Kantonsstrasse verschüttet hat.

Schon beim Bau des Lötschberg Scheiteltunnels war klar, dass der Schutz der Bevölkerung der Bahnlinie eine hohe Priorität haben muss. Neben einer grossen Anzahl an Lawinenverbauungen oberhalb Goppensteins, wurde die Bahnstrecke entsprechend wintersicher geplant und gebaut. Zwischen Hohtenn und Mittal verläuft die Bahnlinie in einem Tunnel. Auf dem Abschnitt zwischen Mittal und Goppenstein wechseln sich Schutzgalerien und kurze Tunnel ab. Diese Schutzbauten haben sich bewährt und die Bahnlinie bis heute zuverlässig vor Lawinen und Steinschlägen geschützt.

Am Bahnhof selber ist die Ausgangslage etwas anders. Eine Schutzgalerie oder ein Tunnel war nicht möglich. Ein konventionelles Bahnhofgebäude kam aus Sicherheitsgründen ebenfalls nicht in Frage. Um Bahnangestellte und Reisende zuverlässig zu schützen musste das Gebäude selber lawinensicher sein. Das Gebäude wurde also direkt an den Hang gebaut und ist eigentlich nichts anderes als eine grosse Schutzmauer, mit Räumen im Innern. Auch das Tunnelportal selber musste vor Lawinen geschützt werden. Es entstand ein vorgelagertes Portal, der Tunnel wurde also künstlich verlängert. Zusätzliche Ablenkungsmauern leiten Lawinen nun über den verlängerten Tunnel direkt in die Lonza. Ähnliche Ablenkungsmauern schützen auch den Autoverlad vor der Rotlaui-Lawine.

Auch für den Bau der Strasse ins Lötschental musste man sich Gedanken um die Lawinensicherheit machen. Zwischen Goppenstein und Mittal verläuft die Strasse mehrheitlich parallel zur Bahnlinie, wenn auch etwas tiefer. Da die zu durchquerenden Lawinenzüge die selben sind, orientierte man sich an der Bahnlinie und verlegte die Strasse an den gefährdeten Stellen in Galerien und Tunnel. Unterhalb Mittal überquerte die Strasse die Lonza und folgte dieser, kaum geschützt, bis Klösterli. Im Winter musste die Strasse immer wieder gesperrt werden. Als die Strasse dann ausgebaut, und lawinensicher gemacht werden sollte, entschied man sich statt einem teuren Ausbau der alte Strasse für einen neuen Tunnel zwischen Mittal und Steg.

Die Verbauungen auf der Faldumalp

Bereits beim Bau des Löschberg Scheiteltunnels war man sich der Gefahr von Erdrutschen, Steinschläge und Lawinen in der Region Goppenstein bewusst. Während das Barackendorf immer grösser wurde, entstanden oberhalb Goppenstein die ersten Lawinenverbauungen. Ein paar Mauern ab Strittengrat sollten reichen, um das Arbeiterdorf und später die Bahnlinie zu schützen. Am 29. Februar 1908 löste sich dann in einem nicht verbauten Abschnitt eine Lawine, welche in Goppenstein ein Hotel zerstörte und zwölf Arbeiter tötete. Nach diesem Unglück wurde der Bau der Verbauungen beschleunigt. Aufgrund des damals noch fehlendem Wissen über Lawinen wurden die Verbauungen jedoch mangelhaft ausgeführt.

Im Winter 1927/28 löste am Strittengrat erneut eine Lawine und bahnte sich ihren Weg in Richtung Goppenstein. Durch eine Lücke in der Verbauung – Hirten hatten einige Steine zur Stärkung einer anderen Mauer entfernt – donnerte die Lawine ins Tal. Die folgenden Verbauungen konnten die Schneemassen nicht aufhalten, weshalb die Lawine erst auf dem Dach des Bahnhofgebäudes zum stillstand kam. Nur mit Glück wurde die Bahnlinie dabei nicht verschüttet. Diese Lawine führte dazu, dass weitere Massnahmen zum Schutz Goppensteins getroffen wurden.

Bereits im Herbst 1928 begann der Bau von zusätzlichen Verbauungen oberhalb Goppensteins. Unterhalb der Baumgrenze entschied man sich für die Aufforstung von zusätzlichem Schutzwald und kleinen Schutzbauten. Im Hauptabrissgebiet für Lawinen oberhalb der Baumgrenze war ein Aufforstung jedoch nicht möglich. Für eine effiziente Sicherung suchte man nun zuerst die gefährlichsten Stellen im Gelände und definierte dann, wo Schutzbauten am sinnvollsten sind. In glatten Felspartien, Couloirs und Gräben entstanden so in den darauffolgenden Jahren fast 400 massive Mauern und Terrassen bis in eine Höhe von 2600 Meter über Meer.

Inzwischen hatte man deutlich bessere Kenntnisse über die Lawinensicherung als noch zum Bau des Tunnels, weshalb die Verbauungen anders gebaut wurden. Wichtig war ein stabiles, gut entwässertes Fundament mit einer Neigung von 20% bergwärts. Darauf entstanden dann die Trockenmauern, für welche man nur bestes Gestein verwendete. Durch die Terrassen und Mauern, welche den gleichmässigen Hang nun unterbrachen, sollte der Schnee an Ort und Stelle bleiben und nicht mehr abrutschen.

Die Verbauungen auf der Faldumalp haben sich in den folgenden Jahren sehr gut bewährt und Lawinenabgänge zuverlässig verhindert. Die Verbauungen wurden über die Jahrzehnte immer gut unterhalten, saniert und auch immer wieder ergänzt. Zwischen den über 100 jährigen Terrassen und Mauern schützen heute auch Verbauungen aus Stahl die Bahnlinie und Kantonsstrasse vor Lawinen.

Hochwasser

Bereits früher gab es nach starken Gewittern die Gefahr von Hochwasser. 1975 ist mit dem Stausee Ferden eine weitere Gefahrenquelle hinzu gekommen. Dass die Staumauer brechen könnte, ist sehr unwahrscheinlich. Bei der Staumauer besteht eher die Gefahr, dass aufgrund eines sonstigen Naturereignisses die Grundablässe notfallmässig geöffnet werden müssen. Innerhalb kürzester Zeit kann der Pegel der Lonza so um mehrere Meter ansteigen. Im Bereich Goppenstein ist die Lonza jedoch so tief, dass es zu keinen Überschwemmungen kommen sollte. Die Gefahr steigt jedoch, wenn die Grundablässe nicht mehr geöffnet werden können.

Im Winter 1999 gab es im Lötschental extreme Schneemengen. Über 3 Meter Neuschnee in wenigen Tagen führten dazu, dass die Faldumlawine am 23. Februar die Staumauer Ferden traf. Dabei wurden Geländer und Stege zerstört, die Mauer an sich aber nicht beschädigt. Auf der Luftseite der Mauer blockierten mehrere Meter Lawinenschnee die Grundablässe. Das Wasser im See hätte so nicht abgelassen werden können. Weil der See im Winter nur ca. zur Hälfte gefüllt ist, waren genügend Reserven vorhanden.

Im Oktober 2011 ging im Lötschental ein heftiges Gewitter nieder. Im Tal selber führte die Lonza Hochwasser und hinterliess grosse Verwüstungen. Eine grosse Menge an Erde und Sand floss dabei in den Stausee Ferden und verstopften sämtliche Ablässe am Seegrund. Irgendwann war der See komplett gefüllt und das Wasser lief über den Überlauf. Unterhalb des Stausees stieg der Pegel innerhalb kurzer Zeit um mehrere Meter an. Dies führte zwischen Ferden und Steg/Gampel zu grossen Schäden. Unter anderem wurde die Kraftwerkzentrale in Steg überflutet und stark beschädigt.