Bereits in der Bronzezeit wurde Goppenstein vermutlich Blei abgebaut. Aufgrund der schwierigen geologischen Beschaffenheit der Region und den vielen verschiedenen Abbautätigkeiten gibt es jedoch keine Beweise für bronzezeitliche Tätigkeiten. Einzig ein gefundener Armring aus dieser Zeit deutet darauf hin. Offizielle Aufzeichnungen gibt es jedoch bereits seit 1474. Über die Jahrhunderte versuchten viele Gesellschaften ihr Glück am Rothenberg. Die meisten von ihnen – teilweise sehr erfahrene Bergleute – scheiterten grandios und gingen Konkurs. Die Gründe für ihr Scheitern reichen von Betrug, über hohe Kosten und tiefe Bleipreise, bis hin zum Grössenwahn. Die vielfältige Geschichte des Blei- und Zinkbergwerks wird in den nachfolgenden Kapiteln ausführlich beschrieben.

Frühzeit

Seit wann am Rothenberg Bergbau betrieben wird kann nicht einwandfrei nachgewiesen werden. Für einen frühen Bergbau im Lötschental gibt es keine Beweise. Spuren sind in dem zerrütteten Gelände keine zu finden. Im Schutt der Rotlaui wurde jedoch ein Armband aus der Bronzezeit (ca. 3000 v. Chr.) gefunden, welches sich heute im Historischen Museum in Bern befindet. Weitere Hinweise auf einen möglichen Bleiabbau im Lötschental finden sich in der Literatur.

Am 1. August 1474 erteilte der Bischof von Sitten erstmals nachweislich eine Urkunde zum Bergbau im Lötschental e. Ziel des damaligen Konsortiums war der Abbau von Blei in Goppenstein. Aber schon damals gab es Streitereien und Uneinigkeit zwischen den Teilhabern, weshalb vermutlich nie ein Abbau stattfand.

Bis Ende des 16. Jahrhunderts wird das Bergewerk am Rothenberg immer wieder erwähnt. Es gibt aber keine Aufzeichnungen darüber, wem das Bergwerk zu welcher Zeit gehörte. Es ist auch nicht bekannt, wo und wie viel abgebaut wurde.

Frühe Spuren führen in das Gebiet Schönbühl auf über 2000 Meter. Es sind dort sowohl Stollen als auch Spuren von Tagebau zu finden. Wer zu welcher Zeit im Schönbühl Blei abgebaut hat ist nicht mehr feststellbar. Bereits auf alten Karten ist die «Alti Pochi», unterhalb Schönbühls, vermerkt. Auf Deutsch übersetzt heisst das nichts anderes als Alte Poche. Tatsächlich wurden an dieser Stelle überreste eines Pochwerks und sogar in alter Pochstempel gefunden.

17. & 18. Jahrhundert

Detaillierte Aufzeichnungen über einen Bergbau am Rothenberg gibt es erst seit dem 17. Jahrhundert. 1610 hat der Landeshauptmann Michael Mageran die Mine aufgebaut und bis zu seinem Tod 1638 betrieben. Kaspar Jodok Stockalper übernahm die Mine als Teilhaber. Betrieben wurde die Mine trotz verschiedener negativer Vorgaben und dem Exportverbot von Blei bis 1647 durch Hans Gabriel de Werra. Das während dieser Zeit gewonnene Erz wurde, um die Transportkosten zu reduzieren, direkt in Goppenstein verhüttet. Der Abbau zu dieser Zeit war, gemessen an den ausbezahlten Löhnen, vermutlich recht erfolgreich.

In den nächsten Jahrzehnten wechselte die Mine mehrmals den Besitzer. Um 1690 gelangte die Konzession an ein Konsortium bestehend aus vier Teilhabern. Diese ersuchten die Regierung um eine Exporterlaubnis, damit das produzierte Blei auch verkauft werden konnte. Die Nachfolgenden Minenbesitzer hatten mit ähnlichen Problemen zu kämpfen. Trotzdem wurde bis zum Ende des 18. Jahrhunderts immer wieder Abbau betrieben.

19. & 20. Jahrhundert

Auch zu Beginn des 19. Jahrhunderts wechselte die Mine oft den Besitzer. Die meisten scheiterten jedoch teilweise ohne jemals irgendwelchen Bergbau betrieben zu haben. Sie scheiterten aber nicht an fehlendem Erz sondern vielmehr an Misswirtschaft, Betrug, Schwindel und fehlender Sachkenntnis.

1845 übernahm Pierre de Baglioni die Mine am Rothenberg. Baglioni leitete zu dieser Zeit mehrere Bergwerke in der Region sehr erfolgreich. In Goppenstein liess er die Stollen auf 1800 Meter aufwältigen und baute dort bis 1849 eine beachtliche Menge Erz ab. Das abgebaute Erz brachten die Arbeiter auf Schlitten nach Goppenstein. Auf den steilen Wegen hinunter ins Tal ging aber vermutlich eine grosse Menge Erz verloren. Trotz der ganzen Probleme der Vorgänger, mit welchen auch Baglioni zu kämpfen hatte, konnte er die Mine 1849 mit einem Gewinn von 64000 Franken verkaufen.

Die Konzession kaufte eine englische Gesellschaft unter der Führung von John James Rippon. Dieser baute riesige Anlagen in Mittal und Gampel. Zudem liess er eine Strasse von Gampel nach Goppenstein errichten. Ein Abbau gab es unter der englischen Führung aber nicht. Stattdessen wurden die noch vorhandenen Erzlager verhüttet. Die Verhüttung verlief aber so unsachgemäss, dass rund die Hälfte des gewonnen Bleis in der Schlacke verloren ging.

1856 gelangte die Abbaukonzession an die Herren Serquet, Stauffer und d′Ervieux. Zusammen gründeten Sie 1862 die «Gesellschaft der silberhaltigen Minen im Lötschental». Wie bereits Baglioni beschränkten sie sich auf einen Abbau in den Stollen auf 1800 Meter. In dieser Höhe wurden neben einer Unterkunft für 60 Personen auch eine Schreinerei, eine Schmiede, ein Kohlenlager, ein Pulverhaus und ein Erzdepot erstellt. Das geförderte Erz gelangte durch Rohrleitungen nach Goppenstein wo es in den neu errichteten Anlagen gewaschen und gepocht wurde. Den gewonnenen Schlick brachte man nach Steg wo er geschmolzen wurde.

Obwohl Serquet 1864 aus der Gesellschaft austrat wurde die Mine weiterbetrieben. Bis zur Betriebseinstellung 1870 trieb man die Stollen 280m vor und eröffnete auf der rechten Seite der Lonza sogar einen weiteren Stollen. Als d′Ervieux 1869 und 1870 den Verpflichtungen gegenüber der Gemeinde nicht mehr nachkam und die Söhne Stauffer ihr gesamtes Vermögen in die Mine investiert hatten, ging auch diese Gesellschaft Bankrott.

Auch in den nachfolgenden Jahren wechselte die Konzession mehrmals den Besitzer ohne dass jemals ein nennenswerter Abbau stattfand.

Ära Tiebel

Im Januar 1897 übernahm Richard Tiebel das Bergwerk. Ein Jahr nach der übernahme liess Tiebel rund 400 Meter unterhalb sämtlicher bisherigen Stollen einen Untersuchungsstollen vorantreiben. Der Sogenannte Tiebelstollen erreichte nach zwei Jahren Bauzeit bereits eine Länge von 210 Metern und querte die erzführenden Gänge. Gleichzeitig wurde auf der anderen Seite des Roten Baches der nach Ingenieur Dahl benannte Dahlstollen vorangetrieben. Beide Stollen wurden am Ende miteinander verbunden.

Nach dem überraschenden Tod von Ingenieur Dahl – er ertrank in der Rhone – gründete Tiebel, zusammen mit ein paar Freunden die «Bergwerksgesellschaft Helvetia». Rasch wurde mit dem Bau der neuen Aufbereitungsanlage mit einer Kapazität von 100 Tonnen Erz pro Tag begonnen. Hinzu kamen Turbinenanalgen und Unterkünfte. Eine Seilbahn vom Dahlstollen zur Aufbereitungsanlage diente zum Erztransport. Allein 1902 wurde in den Stollen und Kaminen 500 Meter Vortrieb geleistet. Man rechnete bereits damit, dass im nächsten Jahr ein Gewinn ausbezahlt werden kann.

Die Erzgänge in den Stollen auf 1300 bis 1400 Meter waren aber bedeuten weniger ertragsreich als angenommen. Die Aufbereitungsanlage stand monatelang still weil zu wenig Material zur Verfügung stand. Um ertragsreicheres Erz zu fördern sollten unterirdische Verbindungen zu den höher gelegenen Stollen erstellt werden. Doch bereits Ende Jahr ging der Gesellschaft die Mittel aus. Man bat die Aktionäre Geld aufzubringen um die alten Stollen aufwältigen zu können. Das Geld konnte zwar beschafft werden, die Erschliessung der ertragsreichen Stollen kam aber zu spät und so musste im November 1907 der Betrieb eingestellt werden.

Von Tiebel gelangte die Konzession an die Generalunternehmung der Bern-Lötschberg-Simplon Linie in Paris. Diese war zu dieser Zeit mit dem Bau der Lötschberg-Strecke beschäftig und konnte das Gelände und die Gebäude der Mine gut gebrauchen. Man prüfte zwar einen Abbau im Bergwerk, verzichtete aber darauf. 1927 gab die «Berner-Alpenbahngesellschaft BLS» die Konzession dem Kanton zurück.

Karte Ära Tiebel 1907
Zeit1897 – 1907
Abbaugebiet1300m

Ära Schurter & Eberhard

1939 übernahm Ingenieur H. Schurter die Konzession. Zusammen mit seinem Teilhaber Ingenieur Eberhard gründete er 1941 die «Erzbergwerk Goppenstein GmbH». Geplant war ein Abbau zwischen 1300 und 1600 Meter, also auf derselben Höhe wie Tiebel abgebaut hatte. Schurter, welcher von Bergbau so gut wie keine Ahnung hatte, rechnete bereits zu Beginn mit einer Produktion von 10 Tonne Blei pro Tag. Die Stollen sollten innert kürzester Zeit aufgewältigt und in Goppenstein Anlagen für Flotation und Elektrolyse erstellt werden. Dank seines Bergwerks sah Schurter den schweizweiten Bleiverbrauch auf Generationen hinaus gesichert. Die dazu nötigen Erzvorkommen hatte er zuvor mit Pendelversuchen bestätigt.

Bei einem Besuch des «Bureau für Bergbau» aus Bern waren die Ingenieure von den Arbeiten im Bergwerk nicht sehr begeistert. Der Abbau in dieser Höhe sei schwierig und das Erzvorkommen zu gering. Schurter wurde daraufhin kaum mehr ernst genommen. Statt in den Stollen zu arbeiten tranken die Arbeiter in den Kantinen oder schliefen im offenen Gelände. Eberhard hatte schliesslich genug von laienhaften Versuchen von Schurter. Es gab andauernd Streitereien zwischen den beiden. Auch dem Staatsrat wurde es mit der Zeit zu bunt und setzte dem Ganzen 1942 ein Ende indem die Konzession aufgeteilt wurde. Eberhard erhielt das hauptsächliche Abbaugebiet auf der linken Seite, Schurter den Teil auf der rechten Seite der Lonza.

Während Eberhard die Arbeiten fortgesetzt hat, sind von Schurter keine bergbaulichen Tätigkeiten bekannt. Eberhard wältigte die Stollen weiter auf und erstellte eine 180m lange Seilbahn vom Tiebelstollen zur Strasse. Weiter erstellte er eine unterirdische Förderanlage zwischen Tiebel- und Dahlstollen und liess mehrere Umbauten an den bestehenden Gebäuden durchführen. In Planung war zudem eine neue Aufbereitungsanlage. Trotz der ganzen Arbeiten war bisher kaum Erz abgebaut worden. Stattdessen begann er mit der Ausbeutung von Talk und förderte Quarz aus dem Dahlstollen.

1944 trat Joseph Dionisotti in die Gesellschaft von Eberhard ein. Doch auch weiterhin gab es nur Instandstellungsarbeiten und viele Pläne. Da aber beide zu finanzschwach waren, war an einen Abbau und die Verhüttung vor Ort nicht zu denken. Nach dem Krieg sank das Interesse am Bergbau in der Schweiz massiv. Bereits während dem Krieg erklärte das «Bureau für Bergbau» in Bern, dass durch den Import genügen Blei zur Verfügung stehe. Eberhard sah sich daraufhin als Geprellter. Er habe auf Druck des «Bureau für Bergbau» eine immense Summe in das Bergwerk investieren müssen ohne dass etwas herausschaute.

Karte Ära Schurter & Eberhard
Zeit1939 – 1948
Abbaugebiet1300m

Ära Dionisotti

Ab 1946 liess Dionisotti entgegen dem Willen von Eberhard die Stollen auf 1800 Meter aufwältigen und vorantreiben. Eberhard konzentrierte sich weiterhin auf den Abbau von Talk im Talgrund. Der Talkabbau war so rentabel, dass er in Goppenstein eine Talkmühle, eine Abfüllanlage und einen Lagerraum bauen wollte. Dazu kam es aber nie. Im Sommer 1948 willigte Eberhard ein, die Konzession an Dionisotti abzutreten. Ganz freiwillig geschah das aber nicht. Dionisotti bot an, Eberhard prozentual an der Menge des geförderten Erzes zu beteiligen.

Dionisotti ersuchte den Kanton um eine Baubewilligung für eine neue Aufbereitungsanlage was auch bewilligt wurde. Bereits 1949 begannen die Arbeiten an den neuen Anlagen im Tal, sowie in 1800 Metern Höhe. Lastwagenweise war Material, teils aus dem Ausland, nach Goppenstein gebracht worden um die Anlagen auszurüsten. Zwischen den Stollen in 1800 Metern Höhe und der Aufbereitungsanlage in Goppenstein entstand eine rund 600 Meter lange Seilbahn für den Erztransport. Um die Borhämmer, Pumpen und Ventilatoren in den Stollen zu betreiben wurde ab Goppenstein eine Pressluftleitung erstellt.

In den Stollen und der Aufbereitungsanlage sollten fast ausschliesslich italienische Arbeiter beschäftigt werden. Aufgrund der Schliessung der Anthrazitmine Ferden vor kurzem, entschied die Gemeinde Ferden, dass in Goppenstein nur 10 bis 20 Prozent ausländische Arbeitskräfte beschäftigt werden dürften. Es müssten stattdessen hauptsächlich einheimische, nun arbeitslose Bergleute beschäftigt werden. Schliesslich waren bis 1952 jährlich bis zu 50 Arbeiter im Bergwerk mit den Arbeiten an den Anlagen beschäftigt. 1953 wurden die Arbeiten in der Mine überraschend eingestellt. Bisher wurde kaum Erz abgebaut. Die neu erstellte Aufbereitungsanlage war nur sehr kurz in Betrieb. Um die Arbeiten jedoch jederzeit wieder aufnehmen zu können, wurden die Anlagen bis 1965 regelmässig kontrolliert und ein Rapport an Dionisotti erstellt. Trotzdem konnten Diebstähle, Einbrüche und Vandalismus nicht verhindert werden. 1968 fiel die Konzession zurück in den Besitz des Kantons.

Karte Ära Dionisotti
Zeit1946 – 1953
Abbaugebiet1300m – 1800m

Projekt UROMINE

Zwischen 1972 und 1974 fanden im ganzen Wallis Untersuchungen im Zusammenhang mit dem Projekt UROMINE statt. An unterschiedlichen Orten in Goppenstein, wurden Sedimentproben entnommen. Auch in den Stollen des ehemaligen Bergwerks Goppenstein.

Das Projekt UROMINE wurde vom Bund in Auftrag gegeben. Es handelte sich dabei um ein Forschungsprojekt, mit welchem die bessere Nutzung von Rohstoffen erforscht werden sollte. Dies in der Absicht, das Land längerfristig in Krisenzeiten mit einheimischen Ressourcen zu versorgen. Bekannte Erzvorkommen sollten bewertet werden und mittels geochemischer und anderer bewährter Methoden neue und bisher unbekannte Vorkommen lokalisiert werden.

Um potenzielle, wirtschaftlich rentable Abbaugebiete definieren zu können, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. So muss ein Mindestvolumen an Erz vorhanden sein. Während bei Gold wenige Gramm pro Tonne Gestein für einen wirtschaftlichen Abbau genügen, braucht es bei Eisen einen Erzanteil von ca. 60%, sprich 600000 Gramm pro Tonne. Zudem müssen die lokalen Gegebenheiten beachtet werden. Zugänge müssen erstellt und der Transport organisiert werden.

Im Laufe des Projekts UROMINE wurden im gesamten Wallis unzählige Sedimentproben genommen. Bei der anschliessenden Analyse wurden 17 Elemente nachgewiesen. Neben Kupfer, Blei und Zink auch Kobalt, Wolfram und Molybdän. Einige Elemente waren, teilweise sehr überraschend, regional sehr weit verbreitet.

Mit den Untersuchungen konnten diverse Hauptgebiete eruiert werden, in welchen weitere Forschungen nötig sind. Neben bekannten Gebieten konnten auch neue Aufschlüsse gefunden werden. Viele Fragen konnten beantwortet werden. Um neue Lagerstätten zu entdecken und erschliessen sind jedoch Bohrungen und Erkundungen nötig, welche nicht Teil des Projekts waren.

Heute

Zum vorerst letzten Mal wurde die Abbau-Konzession 1981 an die Alusuisse vergeben. Ohne irgendwelche Tätigkeiten gelangte die Konzession aber bereits nach kurzer Zeit wieder zurück zum Kanton.

Seit dem Ende des Bergbaus verwildern die zurückgelassenen Anlagen und Maschinen immer mehr. Durch Schnee, Lawinen und Steinschlag wurden die Gebäude immer mehr beschädigt und teilweise ganz zerstört. Seit 1988 steht die Anlage, als einzige noch vorhandene Erz-Aufbereitungsanlage in der Schweiz, im Inventar der Kulturgüter der Schweiz und ist somit geschützt. 1993 wurde schliesslich ein Versuch unternommen, die noch vorhandenen Teile zu retten. Das Gebiet wurde aufgeräumt und einige Teile instand gestellt. Aufgrund der gefährdeten Lage ist es jedoch nicht möglich, die Anlage längerfristig zu erhalten und gar für Besucher herzurichten. Die Anlage wird somit ihrem Schicksal überlassen und wird irgendwann komplett verschwinden. Bis dahin ist die Anlage jedoch frei zugänglich und kann besichtigt werden. Das Betreten geschieht jedoch auf eigene Gefahr.

Begehung 2021

Im Sommer 2021 habe ich das Bergwerk mehrmals besucht. Über mehrere Tage habe ich sämtliche Anlageteile vom Talgrund bis nach Schönbühl hinauf erforscht. So kann ich nun einen aktuellen Zustandsbericht veröffentlichen.

Anlagen im Talgrund

Die ehemalige Aufbereitungsanlage von Dionisotti befindet sich in einem eher schlechten Zustand. Gegenüber einem Besuch vor ein paar Jahren hat sich jedoch nicht sehr viel verändert. Die Wege und Gebäude sind stark zugewachsen. Der Bunker ganz oben, sowie der unterste Teil der Aufbereitungsanlage ist komplett eingestürzt. Maschinen und Metalteile liegen wild verteilt in den ehemaligen Gebäuden. Die mittleren Gebäude der Aufbereitungsanlage sind noch als Gebäude erkennbar und können betreten werden. Die Bausubstanz ist jedoch in einem sehr schlechten Zustand. Bereits eine versehentliche Berührung der Wände kann Teile loslösen. Bald werden wohl auch diese Gebäude einstürzen.

Tiebel- und Dahlstollen sind noch immer teilweise befahrbar. Doch bereits nach kurzer Distanz sind diese eingestürzt. Bis zur Einsturzstelle brechen immer wieder grössere Steine los. Die Holzverstrebungen verrichten zwar noch immer ihren Dienst, schon eine Erschütterung könnte diese jedoch zum Einsturz bringen. Die teilweise noch vorhandenen Einrichtungen wie Leitern, etc. sind komplett verrostet. Schon durch eine Berührung könnten sich diese in Staub auflösen. Auf keinen Fall sollten Leitern bestiegen werden. In den Stollen gibt es immer wieder tiefe Löcher, welche teilweise komplett mit Wasser gefüllt sind.

Im Stockgraben sind zwei Stolleneingänge zu finden. Der Zugang war jedoch bei beiden nicht möglich. Von einem der Stollen führte während dem Abbau ein ca. 60 Meter langer Tunnel durch das gefährdete Gebiet. Dieser Tunnel ist grösstenteils noch vorhanden und sichtbar, jedoch nicht begehbar.

Von der ehemaligen Aufbereitungsanlage von Tiebel ist noch ein massives Fundament erhalten. Verschiedene Überreste liegen darum verteilt.

Anlagen 1800m

In 1800 Meter höhe sieht die Situation etwas besser aus. Der Weg für den Aufstieg ist in einem relativ guten Zustand, auch wenn teilweise Bäume überklettert werden müssen. Bis auf wenige Abschnitte ist der Weg gut erkennbar. Es ist gut erkennbar, dass sich immer wieder Leute dorthin „verirren“.

Während die ehemaligen Barracken komplett eingestürzt sind, thront die ehemalige Seilbahnstation noch immer auf dem Felsvorsprung. Als einziges Gebäude wird die Station durch Freiwillige gepflegt und repariert. Der hintere Teil der Station wurde durch einen grossen Stein zwar zerstört, der vordere Teil ist jedoch gut erhalten und sogar das Obergeschoss kann betreten werden. Dort befindet sich auch ein Tisch, ein paar Betten und das Hüttenbuch.

Vom Obergeschoss gelangt man über ein Stück Gleis, welches nicht gerade einen stabilen Eindruck hinterlässt, auf einen schmalen Sims. Das Gleis führt dann nach ein paar Metern in einen Stollen. Nach dem niedrigen Eingang wird dieser bald grösser. Schon nach ein paar Meter erreicht man das ehemalige Abbaugebiet. Im Innern öffnet sich eine rund 50 Meter hohe Höhle. Vereinzelt sind hölzerne Galerien zu erkennen. Diese waren früher über weitere Stollen und Leitern erreichbar. Heute sind diese mit Steinen gefüllt und könnten jederzeit in die Tiefe stürzen. Nach knapp 100 Meter ist auch dieser Stollen eingestürzt.

Scheenbiel

Die auf 2200 bis 2500 MüM gelegenen Anlagen auf Scheenbiel sind die ältesten. Zudem sind diese kaum vor Witterung und Verwitterung geschützt. Trotz allem sind noch immer Ruinen und alte Stollen zu finden. Während meiner Begehung im August 2021 zählte ich 7 Stollen, sowie 3 Gebäuderuinen. Bei 2 grösseren Hohlräumen sind Stollenähnliche Eingänge vorhanden. In einem Schuttkegel sind zudem weitere Anzeichen von 2 weiteren Stollen zu sehen.

Auf knapp 2450 MüM verläuft der erzführende Gang sehr nahe an der Oberfläche. Auf fast 50 Meter wurde hier das Erz deshalb im Tagebau abgebaut, erkennbar an einer knapp 10 Meter tiefen Schlucht im Gestein. Gleich daneben befinden sich die Überreste einer Baracke und mehrere Stollen. Diese erreichen eine maximale Länge von rund 20 Meter. Die von den Stollen ausgebrochenen Höhlen erreichen eine Höhe von bis zu 15 Meter.

Dem Erzgang folgend befindet sich auf rund 2400 MüM eine weitere Gebäuderuine. Daneben sind zwei Stollen erkennbar. Diese sind jeweils rund 20 Meter lang. Interessante Überreste befinden sich auf knapp 2300 MüM. Unterhalb eines Schuttkegels befindet sich eine Gebäuderuine. Stollen sind dort aber keine mehr auffindbar. Spuren deuten aber auf Stollen im Schuttkegel hin. Wahrscheinlich wurden diese inzwischen komplett verschüttet. Im Schutt sind überraschenderweise viele Holzresten sichtbar. Die teilweise massiven Balken stammen vermutliche von den Hütten in höherer Lage.

Übersicht 2021

Hinweis für Besucher
Die noch vorhandenen Anlagen sind als Kulturgut eingetragen und entsprechend geschützt. Es ist verboten, etwas an den Anlage zu verändern.

Das Gebiet, in welchem das Bergwerk liegt, ist stark steinschlaggefährdet. Stollen und Anlagen sind einsturzgefährdet. Das Betreten der Anlagen und Stollen geschieht immer auf eigene Gefahr.