Der Anfang
Erste Beschreibungen des Kohlevorkommens stammen aus dem Jahr 1893. Vermutlich wurde im Lötschental aber schon früher Graphit abgebaut. Es wird berichtet, dass in den 1880er Jahren Graphit nach Genf verkauft, bzw. in Goppenstein in der Bleihütte für die Herstellung von Ziegeln und in den Öfen verwendet wurde. In den Berichten zum Bau des Lötschbergtunnels wird das Anthrazitvorkommen ebenfalls erwähnt.
Zwischen 1873 und 1875 wurde mehrmals um die Erteilung der Schürfrechte ersucht. Nur ein Antrag bezeichnet die spätere Mine im Goltschried. 1907 trat ein vorerst letzter Interessent für die Schürfrechte im Goltschried auf. Ob dazumal aber tatsächlich geschürft wurde kann nicht belegt werden. Zur Zeit des ersten Weltkrieges waren jedenfalls keine Spuren eines früheren Bergbaus zu finden.
Erster Weltkrieg
Obwohl die Schweiz nicht direkt in das Kriegsgeschehen involviert war, gab es teilweise massive Engpässe bei der Versorgung mit Brennstoffen. Der Preis für Importkohle stieg enorm an. Dadurch wurde der Bergbau in der Schweiz stark gefördert. 1917 erhielt Alois Henzen die Konzession für den Abbau von Anthrazit und Graphit im Lötschental. Noch im selben Jahr verkaufte er die Konzession mit viel Gewinn. Über Dr. Albert Duret aus Genf gelangte die Konzession an die «Société des Mines de Ferden». Nach den Erschliessungsarbeiten konnte 1918 mit dem Abbau begonnen werden. Über eine Seilbahn gelangte das Material nach Fystertellä. Nach dem Scheiden des Fördergutes wurde das Material auf Schlitten und Wagen auf Feldbahngleisen nach Goppenstein zur Aufbereitung gebracht.
Die Arbeitsbedingungen in den Stollen waren miserabel. Rund um die Uhr wurde in zwei Schichten für einen Stundenlohn von 30-40 Rappen gearbeitet. Die Bohrungen mussten von Hand ausgeführt werden da Presslufthämmer fehlten. Eine Ventilation gab es nicht. Dadurch war die Luft besonders nach den Sprengungen sehr schlecht. Mit dem Ausbruch eines Kamins verbesserten sich die Bedingungen etwas.
Nach dem Ende des Krieges wurde auch die Mine Ferden im März 1919 geschlossen. Die Knappheit an Brennstoffen war aber noch nicht überwunden. So vergab man die Schürfrechte auch nach dem Krieg mehrmals an verschiedene Interessenten. Viel abgebaut wurde in der Nachkriegszeit jedoch nicht. Im Herbst 1920 überliess Jean Jucker die Mine wegen Zahlungsschwierigkeiten ihrem Schicksal.
Die Mine konnte im ersten Weltkrieg nie erfolgreich betrieben werden. Es wurden in drei Jahren nur gerade 3 300 t Kohle gefördert. Gründe dafür gibt es einige. Neben den teilweise unlogisch gebauten Anlagen fehlten auch Fachkräfte. Der sehr umständliche Transport kostete zudem zeitweise doppelt so viel wie der eigentliche Abbau.
Zweiter Weltkrieg
Bereits kurz nach Kriegsausbruch waren die Bergbaukonzessionen der Minen im Wallis sehr begehrt. Rasch wurden die entsprechenden Konzessionen erworben und weiterverpachtet. Dr. W. Ebener aus Sitten erlangte die Konzession der Mine Ferden 1940 und verpachtet sie an Gottfried Gasser aus Bern. Schon kurz darauf hatte man die ersten Gebäude im Goltschried fertiggestellt. Die Stollen wurden vorangetrieben und mit Schächten verbunden. Mehrere Seilbahnen verbanden die Stollen mit den Anlagen im Goltschried. Für den Transport der Kohle nach Goppenstein wurde ein 3 t Camion eingesetzt. Da es sich dabei um das erste Automobil im ganzen Tal handelte, war man demgegenüber eher skeptisch eingestellt. Da man aus den Fehlern während dem Ersten Weltkrieg gelernt hat, konnte bereits im ersten Jahr so viel Kohle gefördert werden wie während dem ganzen Ersten Weltkrieg.
Die Mine wurde immer grösser und benötigte mehr Personal. Bereits ein Jahr nach der Inbetriebnahme war das Arbeiterpotential aus Kippel und Ferden ausgeschöpft. Um auswärtige Arbeiter aufnehmen zu können baute man ein Knappenhaus für 32 Arbeiter. Für den geplanten elektrischen Betrieb der Mine wurde in Ferden ein eigenes Kraftwerk erstellt.
Um einer Kohleknappheit vorzubeugen forderte das «Bureau für Bergbau» Investitionen in der Höhe von 300 000 Franken. Dieses Geld konnte nur dank grösseren Darlehen und Krediten aufgetrieben werden. Der grösste Teil des Geldes kam von der Firma Geigy aus Basel, welche als Kommanditärin aufgenommen wurde. Trotz all den Mühen wurde schlussendlich nichts investiert und alle Arbeiter mussten 1943 entlassen werden.
Nach Kriegsende wird die Kommanditgesellschaft Gasser & Co. liquidiert und die «Ferden AG» gegründet. Hauptaktionär ist, als grösster Abnehmer von Anthrazit, die Firma Geigy. Die verlangten Erschliessungsmassnahmen des «Bureau für Bergbau» wurden nun endlich ausgeführt. Durch den Ausbau konnte die monatliche Förderleistung auf 1 000 t erhöht werden. Während viele andere Minen im Wallis schon kurz nach Kriegsende schliessen musste, konnte die Mine Ferden dank der guten Qualität des Anthrazit bis 1948 weiterbetrieben werden. Nur zwei Bergwerke überlebten noch länger.
Das Ende
Während der beiden Hauptabbauperioden wurden rund 43 000 Tonnen Anthrazit gefördert. Mit fast 40 000 Tonnen im Zweiten Weltkrieg war die Mine Ferden eine der erfolgreichsten im ganzen Wallis. Nach Kriegsende bewarb sich die «Mine de Grône» zweimal um die Schürfrechte. Aufgrund von Einsprachen wurde die Konzession aber beide male nicht erteilt. Die Konzession befindet sich deshalb seit der Rückgabe 1949 im Besitz des Kantons Wallis.
Obwohl die Mine relativ lange betrieben wurde, sind heute kaum noch Spuren von Bergbautätigkeiten festzustellen. Neben einem Gebäude, welches als Ferienchalet erhalten geblieben ist, sind nur noch einzelne Fundamente auszumachen. Die Stollen sind inzwischen alle eingestürzt und verwildert. Einzig anhand der Ablagerungen vor den ehemaligen Stolleneingängen können diese heute noch ausgemacht werden.